Alle Kontinente und die darauf befindlichen Länder dieser Erde sind Einwanderungsländer und waren es immer schon. Zu jedem Zeitpunkt des historischen Zeitalters, das durch aufgeschriebene Überlieferung dazu wurde, wuchs lokal etwas, was die neuzeitlichen Konservativen in ihrer Angst vor dem Neuen heutzutage in Deutschland mit dem merkwürdigen Begriff der "Leitkultur" umschrieben. Und natürlich wandelte sich das über die Jahrhunderte. Wenn sich Menschen, die gerade irgendwo auf der Welt in einem Land zusammen wohnen, nach ihren Wurzeln fragen, schauen sie zurück, schauen sie in die Vergangenheit und sehen niemanden, weder neben sich noch sich gegenüber. Wenn sie unzufrieden mit diesen Rückblick voller Angst und doch auch Hoffnung in die Zukunft schauen oder sogar träumen, sind sie wiederum allem entrückt, was um sie herum ist und geschieht. Doch direkt neben ihnen und vor ihnen und um sie herum sind all die Menschen der Gegenwart, die Nachbarn und Mitmenschen. Hier und jetzt geschieht das, was uns wirklich die Hoffnung geben kann, dass wir einander begegnen und kennenlernen. Denn was wir oder sie waren, sind wir und sie nicht mehr und was wir oder sie einmal sein wollen oder nicht, sind wir und sie noch nicht und werden es vielleicht nie. Alles geschieht jetzt und was wir nicht jetzt wahrnehmen und erfahren, ist nicht, war nicht und wird nicht. Integration, Inklusion, Assimilation, kulturelle Identität, was für wichtige und aufgeplusterte Begriffe für all die Ideologen der Angst. Sie wollen, dass wir alle ihre Ängste und Befürchtungen erben und lernen, uns so unwohl zu fühlen wie sie in ihrem Vergangenheitsdenken und ihrem Zukunftsbangen. Doch es geht ganz einfach nur um Dich und mich im Hier und Jetzt mit unserem Fühlen und unseren Bedürfnissen. Und ich bin sicher, wir finden einen Weg der Begegnung und können beide bestehen.
Michael